SCIVIAS Literaturpreis 1.11. 16:00 Uhr

Junge Literatur in St. Raphael

Lesung am 1.11.25 um 16:00 Uhr

Nach der Preisverleihung des SCIVIAS-Literaturpreises 2025 in Frankfurt führte eine Lesereise die Preisträger unter anderem  Wettenberg-Wißmar. Flora Weber und Finn Tubbe präsentierten ihre ausgezeichneten Texte. Für beide war es eine neue Erfahrung, die eigenen literarischen Arbeiten vor Publikum zu lesen. Das stille Entstehen ihrer Texte verwandelte sich nun in Begegnung, in Stimme, in Austausch. Annette Krumpholz, Leiterin der Katholischen Erwachsenenbildung Limburg und Wetzlar, Lahn-Dill-Eder (KEB), würdigte diesen Schritt als ein Zeichen des Vertrauens und betonte zugleich, dass das Vorlesen eigener Werke Mut braucht. Denn vom stillen Schaffensprozess des Schreibens und inneren Reflektierens geht man nach außen und stellt sich den Fragen des Publikums. Nach den Lesungen kam das Publikum in Wißmar mit den Autoren ins Gespräch.

Flora Weber, Preisträgerin des SCIVIAS Literaturpreises 2025, studiert in Düsseldorf Bildende Kunst und Philosophie. Sie stellte mit „Flexi Tempus" eine sprachlich feine Collage vor, in der sich Gesprächssplitter, digitale Notizen und Erinnerungen zu einem poetischen Selbstbild verweben. Ihr Text ist neugierig und offen, tastend und reflektiert zugleich. Die Autorin sammelt Worte, Beobachtungen und Satzfragmente und notiert sie digital, oft spontan auf dem Handy. In der Lesung entstand daraus eine eindringliche Ruhe, die das Publikum zum Mitdenken einlud.

Finn Tubbe, der mit dem Förderpreis des SCIVIAS Literaturpreises 2025 ausgezeichnet wurde, studiert Literarisches Schreiben in Leipzig. Er las aus seiner Erzählung „Der Geruch". In klarer, unaufgeregter Sprache erzählt er von einem Sohn, der seine Mutter besucht, und von der feinen Balance zwischen Nähe und Distanz. Auch er notiert seine Ideen unterwegs, meist in der Memo-Funktion des Handys. Was zunächst alltäglich wirkt, verdichtet sich in der Lesung zu einem intensiven Moment über Verantwortung, Erinnerung und die Veränderungen familiärer Rollen.

Die Veranstaltungen zeigten, wie unterschiedlich Literatur Begegnung stiften kann. Mancher Abend verlief eindringlich und konzentriert, andere wiederum entwickelten eine lebendige Gesprächsatmosphäre. Das Publikum zeigte großes Interesse an der Entstehungsgeschichte der Texte, fragte nach Inspirationsquellen und nach der Rolle digitaler Medien im Schreibprozess. Manchmal ging ein Schmunzeln durchs Publikum, manchmal auch ungläubiges Kopfschütteln. Immer wieder kam die Frage auf, ob in den Geschichten autobiografische Bezüge zu finden seien. Dies ließen die jungen Talente offen und überließen die Deutung ganz dem Publikum. Das Interesse galt nicht nur den Worten, sondern auch dem Weg dorthin. Die jungen Literaturtalente sagten anschließend, dass diese Begegnungen sie auch in ihrem kreativen Arbeiten außerordentlich bereichert haben.

So wurde die Lesereise zu einem Dialog über Sprache und Wirklichkeit. Die Texte von Flora Weber und Finn Tubbe öffneten Räume, in denen Nachdenklichkeit und Leichtigkeit, Schärfe und Zartheit nebeneinander bestehen konnten. Am Ende blieb der Eindruck zweier Stimmen, die auf sehr eigene Weise von der Suche nach dem Ich und dem Du erzählen und von der Kraft, die im Erzählen selbst liegt.

Hintergrund:

Der SCIVIAS-Literaturpreis ist als einziger katholischer Literaturpreis in Deutschland eine bedeutende Auszeichnung in der Literaturszene und hat sich als Plattform für Schreibende sowie aufstrebende Nachwuchstalente etabliert. In diesem Jahr wurde er bereits zum vierten Mal vergeben. Der alle zwei Jahre stattfindende Wettbewerb zeichnet herausragende literarische Werke aus und würdigt das Schaffen talentierter Autorinnen und Autoren.

Initiatoren des Literaturpreises im Bistum Limburg sind die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) und die Katholische Akademie Rabanus Maurus (KARM).

Eine Anthologie versammelt die 21 besten Einsendungen zum SCIVIAS-Literaturpreis 2025. Erschienen ist der Band bei Herder (ISBN 978-3-451-03517-3)).

Die diesjährige Jury: Carolin Callies, Michael Kumpfmüller, Dr. Friederike Lanz und Dr. Lisa Straßberger

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