Geschichte des Kirchortes Dorlar
Das mittlere Lahntal wurde mit der Einverleibung in das Frankenreich unter den Merowingern durch iroschottische Mönche christianisiert. Es ist auch anzunehmen, dass schon während der späten Römerzeit und der Völkerwanderung unsere Heimat mit christlichen Glaubensboten in Berührung gekommen ist. Gesichert ist, dass Bonifatius mit der politischen Macht der Karolinger im Rücken das teilweise christianisierte Germanien neu organisierte und an die Römische Kirche und damit an den Papst anschloss. In den folgenden 8 Jahrhunderten nach Bonifatius waren die Christen im Lahntal römisch-katholisch.
1526 trat der Landesherr Graf Philipp III. von Nassau-Weilburg offen für die Reformation ein – nach der Regel „cuius regio eius religio“ (der Regent bestimmt die Religion seiner Untertanen) mussten nun alle Nassau-Weilburger sich der reformierten Kirche anschließen; 1530 trat der Klosterort Dorlar der „Augsburger Konfession“ bei. Die Klostergebäude wurden verkauft und gingen in Privatbesitz über und die Klosterkirche wurde evangelische Pfarrkirche.
Die Seelsorgstelle "östlich von Wetzlar"
1946 - 416 Jahre nach diesem Ereignis - kamen als Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten und den von Deutschen bewohnten Gebieten in Böhmen, Mähren, Ungarn und Rumänien wieder Katholiken in den mittelhessischen Raum. Bislang hatten im Kreis Wetzlar etwa 3000 Katholiken gelebt, davon allein 2500 in der Kreisstadt selbst. Durch den Zuzug der Heimatvertriebenen stieg diese Zahl auf 30 000.
Der Bischof von Limburg beauftragte den Dompfarrer von Wetzlar mit der Einrichtung von sogenannten Seelsorgstellen. Am 4. Dezember 1946 übertrug das Bischöfliche Ordinariat dem Pfarrer Robert Stingl die Betreuung der Seelsorgstelle „östlich von Wetzlar“. Pfarrer Stingl stammte aus Maria Kulm, einem Wallfahrtsort im Kreis Falkenau (zwischen Eger und Karlsbad) und war bis zur Vertreibung Pfarrer von Lanz, ebenfalls im Kreis Falkenau.
Da Pfarrer Stingl mit seinen egerländer Landsleuten nach Dutenhofen ausgesiedelt worden war, begann er sein seelsorgerisches Wirken auch von dort aus. Zu seinem Wirkungskreis gehörten noch die Orte Münchholzhausen und Lützellinden auf der südlichen Lahnseite und Dorlar, Atzbach, Waldgirmes und später Kinzenbach nördlich der Lahn.
Katholische Gottesdienste in evangelischen Kirchen
Am 4. Advent, dem 22. Dezember 1946, konnte Pfarrer Stingl in der evangelischen Kirche in Dutenhofen den ersten katholischen Gottesdienst halten. Nach und nach stellten auch die anderen evangelischen Kirchengemeinden ihre Gotteshäuser für die Messfeier zur Verfügung. Schwierig war die Abstimmung der Termine mit den evangelischen Pfarrern, denn die Gotteshäuser standen nur zu bestimmten Zeiten, etwa morgens vor 9 Uhr oder zwischen 10 und 12 Uhr oder am späten Nachmittag zu Verfügung; seine werktäglichen Messfeiern musste Pfarrer Stingl in seinem Arbeits- und Schlafzimmer halten. Stolz schrieb er in seinen Aufzeichnungen über die Großzügigkeit der Gemeinde Kinzenbach: „... besitzen sogar einen Kirchenschlüssel.“ Nach langen Verhandlungen durften seit dem 23. Oktober 1948 auch in der Kirche in Atzbach katholische Gottesdienste stattfinden. Für Dorlar entschied die Kirchenleitung der Rheinischen Kirche in Düsseldorf, dass die ehemalige Klosterkirche nicht für katholische Gottesdienste geöffnet wird. Auch sonst wurden dem katholischen Priester für uns heute eigenartig erscheinende Auflagen gemacht: So durften keine Missionen, keine Trauungen von konfessionsverschiedenen Paaren und auch keine Taufen von Kindern aus konfessionsverschiedenen Ehen durchgeführt werden.
Trotz aller widrigen Umstände entwickelte sich ein reges kirchliches Leben. Die Gottesdienste waren, obwohl die Gläubigen zu Fuß zur Kirche gehen mussten, immer sehr gut besucht, in Dutenhofen wurde ein Kirchenchor gegründet und in Atzbach ließen die Zsambeker Ungarndeutschen ihre Tradition wieder aufleben, den Weg der Fronleichnamsprozession mit einem prachtvollen Blumenteppich zu schmücken.
Dorlar wird Sitz der Seelsorgstelle - der Grundstein für die spätere Pfarrei
Am 10. Oktober 1948 zog Pfarrer Stingl nach Dorlar um, war es, weil der Ort zentraler lag oder wusste er um die Geschichte Dorlars – nach Analyse seiner Aufzeichnungen und in Erinnerung an viele Gespräche mit ihm in meiner Jugendzeit bin ich überzeugt, dass er die Klostergeschichte einigermaßen kannte. Unmittelbar nach seinem Umzug begann er mit der Suche nach einem geeigneten Bauplatz für die Errichtung eines Pfarrhauses. Im Sommer 1950 wurde am Ende der „Hinnergass“, heute Auweg, damals noch ganz am Rand des Dorfes, z.T. noch im Überschwemmungsgebiet der Lahn gelegen, mit dem Bau des Pfarrhauses begonnen, und bereits im März des nächsten Jahres konnte der Pfarrer einziehen. Das Bistum hatte 22 000 DM bereitgestellt, die tatsächlichen Kosten erhöhten sich aber auf 28 000 DM, da erhebliche Bauschäden behoben werden mussten. Überhaupt war die Bauausführung „primitiv“; z.B. konnte der Pfarrer den Architekten nur mit viel Mühe überreden, dass die Räume im oberen Stockwerk, Schlaf- und Wohnzimmer, nicht über eine Außentreppe zu erreichen waren; die Keller waren bei jedem Hochwasser der Lahn vollgelaufen. In der oberen Hälfte des Hauses war eine Hauskapelle eingerichtet, die am 24. April 1951 von Pfarrer Cornely aus Wetzlar geweiht wurde und in der die Werktagsgottesdienste gefeiert wurden. Mittels eines Vorhangs vor dem Altar konnte die Kapelle in einen Versammlungsraum für Sitzungen des Kirchenvorstandes oder für Jugendgruppen umgewandelt werden. Allen Widrigkeiten zum Trotz war Pfarrer Stingl zufrieden – er wohnte in den „eigenen“ vier Wänden und die Pfarrgemeinde hatte eine Anlaufstelle.
Ab jetzt war das Augenmerk des Pfarrers auf den Bau einer „richtigen Kirche“ gerichtet. Weder Pfarrer, noch die Gläubigen und auch nicht die Zivilgemeinde wollten, dass die Kirche an das bestehende Pfarrhaus angebaut werde. Zwischen Atzbach und Dorlar wäre oberhalb der Kreisstraße ein ausgezeichneter Platz zu haben gewesen – zentraler für die Kirchgänger, außerhalb des Hochwassergebietes und nicht eingeengt zwischen Pfarrhaus und benachbarten Stallungen. Aber die zuständigen Herren im Bischöflichen Ordinariat entschieden anders – es wird an das Pfarrhaus angebaut – „so nahe an der Kreisstraße hätte man sowieso keine Baugenehmigung bekommen!“ Überhaupt hatte Pfarrer Stingl keinerlei Einfluss auf die Planung des Architekten, er sah die Pläne erst, als sie bei einer Gemeindevertretersitzung beraten wurden.
Der Bau der Kirche
Unter dem 27. Juni 1955 finden wir in Stingls Aufzeichnungen die Eintragung: „Montag, 15.30 Uhr, Grundsteinweihe unserer Kirche ...“. Mit der Bauausführung wurde das Bauunternehmen Robert Schneider beauftragt. Bereits am 11. Dezember konnte die neue, wenn auch noch nicht ganz fertige Kirche mit einem Festgottesdienst eingeweiht werden. Die Baukosten beliefen sich auf 154 401 DM. Der Kirchenbau war voll unterkellert für Heizungsanlage, Pfarrsaal und Garage. Das Kirchenschiff wurde in Backsteinbauweise hochgezogen, zwei sichtbare Stahlgerippe-Träger tragen das Dach, ein Stahlträger mit sichtbaren Stahlstützen die Empore. Die Nordwand des Pfarrhauses wurde aus Ersparnisgründen in den Kirchenbau mit einbezogen, Licht erhält der Kirchenraum durch schießschartenartige Festeröffnungen und die Ostmauer wurde einige Meter höher gezogen und mit einem Loch für die Glocken versehen. Den Treppenabgang zum Pfarrsaal konnte man von außen jahrelang nicht sehen, da er durch Stallgebäude der Nachbarn verdeckt war. Die Kapelle im Pfarrhaus wurde zur Sakristei umfunktioniert, von der aus man das Kirchenschiff über eine steile, enge Treppe erreicht. So stellte sich Anfang der fünfziger Jahre unser Architekt einen modernen Kirchenbau vor – aber die Kirchengemeinde war glücklich – endlich hatten wir eine eigene Kirche.
Das Gotteshaus wurde auf den Namen der „Schmerzhaften Gottesmutter“, der „mater dolorosa“ geweiht. Noch heute ziert die symbolische Darstellung der sieben Schmerzen, die die Gottesmutter erleiden musste, die mittlerweile erneuerte Kirchentür.
Die Weihe auf die Schmerzhafte Gottesmutter wurde von Pfarrer Stingl bewusst aus vielerlei Gründen gewählt: Er selbst stammt aus einem Marien-Wallfahrtsort, zum andern wollte er an die Leiden und Schmerzen der Heimatvertriebenen erinnern, aber maßgeblich war die bewusste Anknüpfung an die katholische Tradition Dorlars mit dem Prämonstratenserinnenkloster, dessen Kirche ebenfalls Maria geweiht war, und dem Gnadenbild der Schmerzhaften Gottesmutter, der Pieta, das in der vorreformatorischen Zeit als Wallfahrerziel in einer Kapelle an der Kellersbach zwischen Dorlar und Garbenheim stand. Diese Pieta war von Bilderstürmern in die Lahn geworfen worden und gelangte auf wundersame Weise in die Jesuitenkirche in Koblenz; eine Nachbildung des Gnadenbildes wurde vor Jahren von einem Dorlarer Bürger unserer Kirche gestiftet und ziert nunmehr den Seitenaltar.
Das kirchliche Leben nahm mit dem Kirchenbau einen spürbaren Aufschwung und man war nicht mehr auf die Gastfreundschaft der evangelischen Kirchen in Atzbach und Waldgirmes angewiesen. Auch in Dorlar wurde ein Kirchenchor gegründet, der bereits der Osterfestfeier 1956 einen besonders feierlichen Rahmen geben konnte. Der Besuch der Gottesdienste war so gut, dass einige Zeit sonntags zwei Messen stattfinden mussten.
Die Seelsorgstelle wird zur Pfarrvikarie
1960 wurde die Seelsorgstelle Dorlar zur Pfarrvikarie erhoben und bereits 1963 zur selbständigen Pfarrei, zuständig für Dorlar, Atzbach, Waldgirmes (die heutigen Lahnau-Orte), Dutenhofen und Münchholzhausen (die heutigen Stadtteile von Wetzlar).
Bereits 1959 ermöglichte die Spendenfreudigkeit der Gläubigen die Anschaffung zweier Kirchenglocken und am 2. Oktober 1960 konnte der musikbegeisterte Pfarrer die neue Orgel weihen.
Die Filialkirche Dutenhofen wird errichtet
Am 16. Mai 1965 erfüllte sich der Wunsch von Pfarrer und Gläubigen mit der Weihe der Kirche mit Küsterwohnung in Dutenhofen auf dem Langen Morgen. Die Baukosten für St. Nepomuk beliefen sich auf insgesamt 353.747 DM, wovon die Gläubigen 63.789 DM aufbringen mussten.
Umbauten
Ein in einer „armen Zeit“ erbautes Gebäude bedarf natürlich fortwährender Erneuerungen. 1966 musste das Kirchendach neu gedeckt werden und 1968 wurde in Pfarrhaus und Gruppenraum unter der Kirche eine Warmwasserheizung eingebaut. 1970 entschieden Pfarrverwaltungsrat und Pfarrgemeinderat, eine gründliche Außenrenovierung der Kirche vornehmen zu lassen. Zwei Jahre später wurden Innen- und Altarraum neu gestaltet.
1976 trat Pfarrer Stingl nach 30 Jahren Seelsorgtätigkeit aus Gesundheitsgründen in den wohlverdienten Ruhestand, den er aber nur kurz erleben durfte; bereits 1978 rief ihn der Allmächtige zu sich.
Die Pfarrei hatte das Glück, Pfarrer Arnold Schink als Nachfolger zu bekommen, der zuvor 10 Jahre als Militärseelsorger in Wetzlar gewirkt hatte. In einem feierlichen Hochamt wurde er am 8. Februar 1976 in seiner neuen Wirkungsstätte eingeführt.
Zitat aus der Festschrift von 1980 zur 25jährigen Kirchweih Dorlar: „Mit dem Wechsel im Pfarramt und dem Wirken von Pfarrer Schink verzeichnete das Leben in der Gemeinde einen spürbaren Aufschwung, verstand es Pfarrer Schink doch mit einer Vielzahl von Anregungen allen Pfarreiangehörigen, der Jugend ebenso wie dem Alter, Frauen ebenso wie Männern, neue Impulse zu geben.“
Kinder- und Jugendgruppen wurden aktiviert, Hobbygruppen, Frauen- und Seniorenkreise eingerichtet, Liturgiekreise, Gottesdiensthelfer- und Mutter-Kind-Gruppen treffen sich regelmäßig und Bildungsveranstaltungen werden nicht nur von der katholischen Bevölkerung wahrgenommen, zumal Ökumene hier nicht nur ein Lippenbekenntnis ist.
Da Pfarrer Schink auf die beengte und nicht mehr zeitgemäße Wohnung im alten Pfarrhaus aus verständlichen Gründen verzichtete und dringend Verwaltungsräumlichkeiten benötigt wurden, konnte dieses 1977 zu Büro- und kleinen Tagungsräumen umgebaut werden, ebenso wurde der Pfarrsaal unter der Kirche vergrößert und im Keller eine kleine Küche eingebaut. Diese vielfältigen Aktivitäten der Pfarrgemeinde machten diese Renovierung notwendig, die mit fast 172 000 DM wesentlich teuerer war als der seinerzeitige Kirchenbau selbst.
Die fortwährenden Schäden durch Hochwasser der Lahn, die begrenzten Räumlichkeiten für außergottesdienstliche Aktivitäten und nicht zuletzt die Verschandelung der ohnehin nicht sehr schönen Außenansicht unseres Kirchengebäudes durch vergammelte Häuser und Stallungen in unmittelbarer Nachbarschaft bewogen die maßgeblichen Gremien der Kirchengemeinde, nochmals zu investieren.
Das Pfarrzentrum
Schon in den 80er Jahren hatten Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat und Pfarrer Schink damit begonnen, die zuständigen kirchlichen Behörden von einer großzügigen Neugestaltung von Kirche und Umgebung zu überzeugen – es sollte ein Pfarrzentrum geschaffen werden. Zu Beginn der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts begannen auch Verhandlungen mit Nachbarn zum Erwerb geeigneter Grundstücke. Nach zähem Ringen und Ablösungen von Erblasten konnten die Grundstücke östlich der Kirche und oberhalb des Anwesens Failing gekauft werden. Die alten Gebäude, die weder denkmalgeschützt noch historisch wertvoll waren, wurden abgerissen; an der Ecke Hinterstraße/Auweg wurde ein Pfarrhaus mit einem Verwaltungsanbau, zwischen Kirche und Wohnhaus Failing ein Pfarrsaal gebaut. Der alte Pfarrsaal wurde zu Foyer, Küche und Sanitärräumen umgewandelt, gleichzeitig wurde der gesamte Kellerboden angehoben und abgedichtet und das Abwassersystem hochwassersicher gemacht. Zwischen Kirche und Pfarrhaus lädt ein Pfarrplatz die Gläubigen ein, nach dem Gottesdienst abseits von der Straße noch ein wenig zu plaudern, auf der Südseite zur Lahn hin ermöglichen Hof und Grünanlage die Feier von Pfarrfesten im Freien.
Nachdem diese Baumaßnahmen fertig waren, musste sich der Innenraum der Kirche einer gründlichen Renovierung beugen. Die Kirchendecke aus Wilhelmi-Akustik-Platten wurde erneuert, beim Kirchenboden wurden die PVC-Platten durch Steinplatten ersetzt, der Altar wurde verkleinert und der Altarraum umgestaltet. Wände und Kirchengestühl bekamen einen neuen Anstrich und die Heizung wurde erneuert. Bei dieser Innenrenovierung musste die Orgel einige Zeit ausgelagert werden.
Auch außen erfuhr der Bau Veränderungen: Die Westwand wurde wettersicher gemacht, das Dach neu isoliert und die Glocken bekamen einen turmähnlichen Verschlag, der sie und die Läutmotoren vor Korrosion schützen und die akustischen Werte verbessern soll.
Die Kosten aller Baumaßnahmen an Pfarrzentrum, Pfarrhaus und Kirche einschließlich des Grunderwerbs beliefen sich auf etwa 2,5 Mio. DM, im Vergleich mit den Kosten für den Neubau der Kirche ein immenser Betrag, der zum größten Teil vom Bistum Limburg getragen wurde. Circa 10 % waren von den Gläubigen der Kirchengemeinde aufzubringen, aber Dank der Spendenfreudigkeit unserer Gemeindemitglieder war diese Schuld sehr schnell abgetragen. Der gute Besuch der Gottesdienste und die rege Nutzung des Pfarrzentrums für kulturelle und familiäre Veranstaltungen zeigen, dass sich die Ausgaben gelohnt haben. Alljährlich schreiben unsere Sternsinger mit geweihter Kreide auch über unsere Kirchentüren: „20+C+M+B+14“ = Christus Mansionem Benedicat – Christus segne dieses Haus.
Das Kirchengebäude
Mit dem Übertritt des Landesherrn Graf Philipp III. von Nassau-Weilburg zum reformierten Glauben 1526 und nach der Regel „cuius regio eius religio“ (der Regent bestimmt die Religion seiner Untertanen) schloss sich der Klosterort Dorlar 1530 der Augsburger Konfession an. Damit erlosch die katholische Tradition im mittleren Lahntal.
1946, also 416 Jahre danach kamen mit den Heimatvertriebenen aus den deutschen Ostgebieten und den von Deutschen bewohnten Gebieten in Böhmen, Mähren und Ungarn wieder Katholiken ins Land. Damit wurde die Errichtung neuer Pfarreien notwendig. Mit dem Auftrag der Betreuung der Katholiken im östlichen Kreis Wetzlar an Pfarrer Stingl durch das Bischöfliche Ordinariat in Limburg am 4. Dezember 1946 wird die Katholische Pfarrei Dorlar, damals noch „Seelsorgstelle“ genannt, gegründet. Zu ihr gehören heute die Lahnau-Dörfer Atzbach, Dorlar und Waldgirmes und die Wetzlarer Stadtteile Dutenhofen und Münchholzhausen; (zur Gründungszeit gehörten auch noch Kinzenbach und Lützellinden dazu).
Erbauung des Katholischen Pfarrhauses zwischen Hintergasse und Lahn von Sommer 1950 bis März 1951.
Neben der Wohnung für Pfarrer und Haushälterin: Hauskapelle für die Werktagsgottesdienste, aber auch als Versammlungsraum nutzbar.
27. Juni 1955 Grundsteinlegung für einen Kirchenneubau unmittelbar am Pfarrhaus
11. Dezember 1955 Einweihung der nicht ganz fertigen Kirche.
Kurze Baubeschreibung
Das Kirchengebäude wurde direkt, unter Einbeziehung der Nordwand des Pfarrhauses, an dieses angebaut und als Backsteinbau mit Verputz hochgezogen. Es ist voll unterkellert für Heizungsanlage, Garage und kleinen Pfarrsaal, von den man ebenerdig in den am Lahnuferweg gelegenen Pfarrhof und –garten gelangt.
Die Hauskapelle im Pfarrhaus wurde zur Sakristei. Von dieser führt ein enger Treppenaufgang in das Kirchenschiff.
Beim Bau des neuen Pfarrzentrums in den 80er und 90er Jahren unter Pfarrer Schink wurden der Pfarrsaal und große Teile des Kellers zur Eingangshalle mit Küchentrakt und Sanitärbereich umgestaltet. Der Pfarrsaal wurde in der Baulücke zwischen Kirche und Nachbarhaus neu errichtet, ebenso das durch einen Kirchplatz getrennte Pfarrhaus mit Verwaltungsanbau.
Der Kirchenbesucher betritt das Gotteshaus vom Kirchplatz im Auweg aus durch eine kleine Vorhalle. Die Tafel am linken Kirchentürflügel zeigt in symbolhafter Darstellung den Sieg Christi über Kreuzigung und Tod. Die Tafel am rechten Türflügel weist auf die ‚Schmerzhafte Gottesmutter hin, der die Kirche geweiht ist; sieben Schwerter zeigen auf das M mit dem Stern (Maria stella)- sieben Mal bohrte sich der Schmerz wie ein Schwert in das Herz der Mutter Jesu:
Die Weissagung des greisen Simeon im Tempel (Lk 2.34-35)
Die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten (Mt 2,13-15)
Das dreitägige Suchen des zwölfjährigen Jesus im Tempel (Lk 2,41-52)
Der Gang des verurteilten Jesus nach Golgata (in allen Evangelien)
Die Kreuzigung Jesu (in allen Evangelien)
Die Abnahme Jesu vom Kreuz (in allen Evangelien)
Die Grablegung Jesu (in allen Evangelien).
Im trapezförmigen Kirchenschiff stehen die beiden Bankreihen schräg und sind somit auf den erhöhten Altar hin ausgerichtet. Altar, Tabernakel und Ambo aus grauem Marmor sind dem ebenfalls grauen Steinfußboden angepasst. Die schlicht getönten Wände mit den schießschartenartigen Fenstern zeigen keinerlei Verzierung; an der Westwand über dem Altar ist ein großes Kreuz mit einer bunten Mosaikeinlage angebracht. Die silbermetallische Inschrift in Latein wiederholt den Hinweis auf die Kirchenpatronin: „Stabat mater dolorosa juxta crucem lacrimosa dum pendebat filius“ (Christi Mutter stand mit Schmerzen bei dem Kreuz und weint‘ von Herzen, als ihr lieber Sohn da hing.)
Die Orgelempore wird von sichtbaren Stahlträgern getragen, das Kirchendach ruht auf ebenfalls sichtbaren Stahlgerippe-Trägern und ist mit einer strukturierten Akustikdecke verkleidet.
Die Seitengänge neben den Bankreihen vermitteln durch gemauerte Säulen den Eindruck von schmalen Seitenschiffen. Unter den lukenhaften Fenstern hängen die vierzehn Stationen des Kreuzweges Christi als Kunstgüsse in zeitgemäßem Material.
Die Stirnseite des linken Seitenschiffes ist als Marienaltar gestaltet. In einer Marmorgrotte steht die Nachbildung einer Pieta, der Kellersbach-Madonna. Das etwa 30 cm hohe Vesperbild aus dem 15. Jahrhundert stand bis 1529 als „wunderthätiges Gnadenbild“ in der Kapelle einer Einsiedelei an der Mündung des Kellersbaches in die Lahn gegenüber dem Prämonstratenserinnenkloster Dorlar und war im Mittelalter Ziel vieler Wallfahrer. In der Reformationszeit wurde es von Bilderstürmern 1529 in die Lahn geworfen und gelangte schließlich in die Jesuitenkirche in Koblenz, wo das Gnadenbild heute noch verehrt wird.
Mit der Weihe des Gotteshauses in Dorlar auf die „Schmerzhafte Gottesmutter“ wurde bewusst eine Tradition wieder aufgenommen, war doch das ehemalige Kloster Dorlar ebenfalls Maria geweiht, und mit der Rückkehr der Kellesbach-Madonna an ihren Ursprung, wenn auch nur als Nachbildung, schließt sich auch hier der Kreis.